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Quo Vadis Kö?

Ankunft der Luxusgiganten

und was „The Louis“ damit zu tun hat

September 2025

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Unrelated to Düsseldorf - currently ©Unsplash

Die Neuigkeiten für die Connaisseuere des Düsseldorfer Luxusmarkts überschlagen sich. Gerade entfaltet sich ein Schauspiel von epochalem Rang: Die Momeni Group gestaltet das Le Coeur um, wo das französische Luxusparfumhaus Diptyque Einzug halten soll, während Rolex eine Flaggschiffboutique auf der Kö bauen soll. Chanel vergrösserte sich und Bentley weihte kürzlich ein über 4 Millionen teures neues Servicezentrum ein. Auch Van Cleef & Arpels soll Einzug auf der Kö halten. Doch die Welt hat sich gewandelt und dies wird auch auf der Kö ankommen. Verbraucher*innen, geprägt von wirtschaftlicher Unsicherheit, wenden sich von rein materiellen Anschaffungen ab und suchen stattdessen Erlebnisse, die Erinnerung und Gemeinschaft schaffen.


US Zölle von 39 % für Schweizer Uhren

Welche Kräfte lenken diesen plötzlichen Strom von Luxusmarken nach Düsseldorf? Sind es die Mieten, die kürzlich verschärften US-Exportzölle oder eine tiefere strategische Vision? Und welche Perspektiven bietet unsere Avenue den ankommenden Marken?


„The Louis“: Ein Paradigma der immersiven Luxusstrategie

Bevor wir die Kö in den Fokus rücken, lenken wir unseren Blick nach Shanghai, wo „The Louis“ von Louis Vuitton als Vorbild einer neuen Ära des Luxuskonsums strahlen soll. Dieser Flaggschiff Palast, majestätisch mit 30 Metern Höhe an der pulsierenden Nanjing Road thronend, will mehr als ein Handelshaus sein – es geht um die Verschmelzung von Kommerz, Kultur und Kulinarik. Ein traditioneller Boutique-Bereich präsentiert die Lederwaren und Juwelen, es gibt ein Cafe, eine Galerie, sowie „Instagrammable“-Zonen, architektonische Meisterwerke, die extra für die Ästhetik sozialer Medien gestaltet sind.


Der Ansatz von „The Louis“ basiert auf der Hybridisierung: Es vereint Verkauf, Immersion und digitale Vernetzung. Durch QR-Codes, WeChat-Programme und CRM-Systeme werden Daten gesammelt, die personalisierte Follow-ups – etwa Einladungen zu privaten Verkäufen – ermöglichen. Dieses Modell, bekannt als ROPO (Research Online, Purchase Offline), nutzt die Präferenz der modernen Konsument*innen, sich online zu informieren, doch offline zu konsumieren. Der virale Erfolg ist unübersehbar: Massen von Besuchern strömen herbei, und die Medienpräsenz explodiert. Die Umsätze, die The Louis generiert, sind nicht bekannt.


Die Zahlen

Im Kontext eines 11 %igen Umsatzrückgangs von LVMH im asiatisch-pazifischen Raum (ohne Japan) im ersten Quartal 2025 und einem 18 %igen Rückgang in China 2023 (Bain & Company) wird sich zeigen, was das Erlebnis im „The Louis“ bei seinen Kunden*innen bewirkt. Es stellt die Frage, ob diese Investition – teuer durch erstklassige Flächen, Design und Personal – langfristige Markenbildung oder kurzfristige Umsatzsteigerungen birgt. Ähnliche Modelle sind das Prada Rong Zhai.


„Ich brauch nichts mehr“ - Ein globaler Trend trifft auf die Kö

Der Wandel ist weltweit spürbar und findet seine elegante Resonanz auf der Kö. Verbraucher*innen, geprägt von wirtschaftlicher Unsicherheit, wenden sich von rein materiellen Anschaffungen ab und suchen stattdessen Erlebnisse, die Erinnerung und Gemeinschaft schaffen. In China, wo Luxusausgaben um 18–20 % auf 350 Milliarden Yuan sanken (Bain & Company), bevorzugt eine neue Generation Reisen und Gastronomie. Generation Z und Millennials schätzen „Story Value“ über „Use Value“, wie Euromonitor und McKinsey belegen, und treiben einen Markt, in dem Erlebnisausgaben 2024 um 5 % stiegen, während Luxusgüter um 1–3 % zurückgingen (Bain).


Die Düsseldorfer Kö im Visier der Luxus-CEOs

Die treibenden Kräfte: Zölle, Mieten und strategische Vision

Seit August 2025 belasten 15 %ige Zölle auf europäische und 39 %ige Zölle auf Schweizer Waren den US-Markt, ein Schock für den 80-Milliarden-Euro-Luxusmarkt der USA (Luxury Tribune, 04.08.2025). Diese Maßnahme, initiiert unter Präsident Donald Trump, könnte Schweizer Marken wie Rolex dazu veranlassen, den Fokus auf Europa – und somit Düsseldorf – zu verlagern.


Wie sieht es mit den Mieten aus?

Mit Kosten von bis zu 500 Euro pro Quadratmeter an Toplagen und monatlichen Summen von über 200.000 Euro für Flächen wie das ehemalige Prange-Geschäft (Louis Vuitton) sind sie exorbitant. Dennoch bleibt der Leerstand minimal, ein Zeichen für die strategische Wertschätzung der Kö durch die Konzernstrategen. Aber werden ihre Luxuspaläste auf eine ausreichende Kundenbasis von wohlhabenden Düsseldorfer*innen bis zu internationalen Touristen treffen?


Wieder zu den Zahlen

Düsseldorfs Kaufkraftkennziffer von 121,4 übertrifft den bundesdeutschen Schnitt deutlich, und die Stadt zieht jährlich Tausende Shopping-Touristen an – Araber, Russen, Chinesen.


Schon in wenigen Monaten wird die Kö Neuzugänge von Luxusmarken erleben. Im nächsten Jahren wird dann ganz wahrscheinlich, von Namen wie Rolex, Cleef & Van Arpels, und Diptyque geschmückt sein. Man braucht nicht mehr nach Paris, London oder New York zu reisen. Es wird glanzvolle Eröffnungen und Store Events geben, dies immer zum großen Vergnügen der Düsseldorfer*innen und seiner Influencer*innen. Wie sich die Zahlen entwickeln, wird man sehen.

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